Grundprinzipien einer islamischen Umweltethik

Gemessen an der Häufigkeit, mit der sie in unterschiedlichen Erörterungen auftau-chen, sind vier Aspekte für die Konzeptualisierung eines Öko-Islam zentral: 
 
fitra bedeutet Schöpfung, ursprüngliche natürliche Ordnung. Die Existenz einer solchen Ordnung in Erinnerung gerufen bedeutet, methodisch gesehen, dass sich ein Zustand definieren lässt, der als bewahrungswürdig bzw. bewahrungspflichtig gilt. Damit verbindet sich die Aufforderung an Einzelne und an gesellschaftliche Organisa-tionen zu handeln, auch im Sinne des Naturschutzes. 
 
tauhid bezeichnet die Einheit der Schöpfung. D.h., alle Dinge der Welt sind Teil der Schöpfung und stehen miteinander in Beziehung. Jedes Ding ist ein Zeichen Got-tes und damit bedeutsam, wertvoll und schützenswert. 
 
mizan, übersetzt als Balance, wird als Prinzip des Gleichgewichts bzw. als Prinzip des Mittleren Weges aufgefasst. Der Erhalt bzw. die Wiederherstellung der Balance, die ursprünglich gegeben war, bezeichnet einen perfekten Zustand. 
 
khilafa heißt soviel wie Statthalterschaft, Vertretung und kennzeichnet die Rolle des Menschen in der Schöpfung. Der Mensch erscheint als Sachwalter (khalifa) der göttlichen Schöpfung; er hat die Schöpfung zu bewahren. Er darf die Früchte der Erde nutzen, aber er darf nicht zerstören. Unter den Lebewesen hat er eine herausragende Position, weil er mit Intelligenz und Willensfreiheit ausgestattet ist, aber das ermächtigt ihn nicht, andere Lebewesen und die Natur auszubeuten. Im Gegenteil, er hat diese Ressourcen einzusetzen, um die ursprüngliche Balance der Schöpfung zu wahren bzw. jetzt, weil er eben bisher versagt hat, wiederherzustellen.